Hand aufs Herz: Wer nicht unbedingt auf Frittiertes steht, der erwartet nicht unbedingt kulinarische Höchstleistungen beim Urlaub in Holland. Im Land von Frikandel und Fritjes steht überwiegend Fastfood auf dem Speisezettel. Auf Texel gibt’s das auch. Wer genau hinguckt findet auch ganz etwas anderes: Restaurants mit regionalen Produkten und Slow Food, ein Food-Festival „Texel Culinair“, ein Stolz auf „Echt Texelse Producten“ und Forscher für gesunde Lebensmittel auf versalzenen Böden.
Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft das wichtigste wirtschaftliche Standbein auf Texel. Landwirtschaftliche Produkte wie Saatkartoffeln und natürlich die schönen (und leckeren) Schafe der Rasse „Texelaar“, Milch und Käse oder Erdbeeren, Spargel und Pilze gehören zum Portfolio lokaler Produzenten. Das kulinarische Texel verlässt sich darüber hinaus auf eine Reihe von Handwerksbetrieben, die sich um die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte vor Ort auf der Insel kümmern.
Schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts begann Texel, die eigenen Produkte mit einem eigenen Markenzeichen ("Echt Texel Procuct") zu bewerben. Inzwischen verwenden über 40 Unternehmen auf Texel dieses Markenzeichen und verweisen mit Stolz auf die eigenen lokale Produkte.
Zu diesen Unternehmen gehören Produzenten wie der Bauernhof Wezenspyk (Den Burg), auf dem seit über 30 Jahren Texeler Bauernkäse und echter Texeler Schafskäse hergestellt wird, oder der Schafbetrieb De Waddel, der es mit seinem Schafskäse bis in die „Arche des Geschmacks“ der niederländischen Slow Food Bewegung geschafft hat. Außerdem organisieren sich unter diesem Label Geschäfte und vor allem Restaurants, die stolz darauf sind, echte Produkte von ihrer Insel zu verwenden.
Nicht jedes Texeler Produkt ist Slow Food und nicht jedes auf Texel angebotene Slow Food fällt unter Texels Produktmarkenzeichen. Auf vielen Karten der Restaurants für Inselbewohner und Gäste stehen die Hinweise auf das Bekenntnis zur Regionalität. Gerade Nahrungsmittel sollen lecker, ursprünglich und fair verhandelt sein. Einige Restaurant-Beispiele auf der westfriesischen Insel zum Ausprobieren:
Texel weist gleich zwei eigene, lokale Schokoladenbetriebe auf: Die „Chocolaterie Smidt“ in Den Burg mit leckeren Bonbons aus Schafsmilch und „De Texelse Chocolaterie“ (Den Burg) mit handgemachten Pralinen. Lokale Kuhmilch ist das Ausgangsprodukt vom „Eisbauern“ Labora in De Cocksdorp. Auf dem Hof wird Eis ohne Konservierungsstoffe oder Farbstoffe hergestellt und verkauft - direkt vom Eis-Bauern – lecker!
Mit deutschem Reinheitsgebot hat das Bier auf Texel wenig zu tun, dafür ist es vielfältig und man kann es sogar selber brauen. Unbestrittener Platzhirsch unter den Insel- Bieren ist das „Texels“ von der Texelse Bierbrouwerij in Oudeschild. Das Texels gibt’s vom Fass oder aus der Flasche in vielen der Kneipen und Restaurants. Der eine oder andere Kasten Texels wird von Urlaubsgästen mit nach Hause genommen. Seit inzwischen über 15 Jahren wird das Bier mit Zutaten von der Insel gebraut.
Noch uriger geht es auf dem Landgut De Bonte Belevenis zu. Hier lernt der Gast von Joscha Schoots in Braukursen das obergärige Bier selbst zu brauen. Alle Biere der Insel sind stark, sie starten bei Fünf Prozent. Im De Bonte Belevenis geht’s dann bis Zwölf Prozent.
Ganz neu: Im Bonte Belevenis wird seit 2013 außerdem Whiskey gemacht und gelagert. Frühestens nach drei Jahren wird ausprobiert und geprüft, ob das neue Produkt von Texel den Weg in die Kneipen findet. Die finanzierung der Produktion lief auch bodenständig und ohne Hilfe von Großbanken: Dreihundert Anteilseigner zeichneten das benötigte Kapital - ein "Crowd Funding" für ein neues regionales Produkt.
Jeder der Gastgeber auf Texel hat weitere Tipps und Hinweise für seine Gäste - man fühlt den Stolz der Insulaner auf ihre Produkte.
Zwei Radwege führen an die Betriebe von Echt Texels Produkt– ganz nach dem Motto „Schauen, probieren, kaufen, verwenden“. Der längere Rundweg hat 55 Kilometer, die kürzere Route knapp die Hälfte, rund 26 Kilometer. Bei der Vielzahl der leckeren und interessanten Haltepunkte lohnt es sich, selbst die kürzere Tour in mehreren Tagesetappen zu fahren. Eine Karte zu den Radwegen bekommt man beim VVV von Texel in Den Burg.
Regelmäßig findet in De Koog das Food Festival „Texel Culinair“ statt. Es ist das größte kulinarische Event der Insel und findet jährlich im September auf der Hauptstraße von De Koog statt. Immer im Vordergrund stehen Texels Produkte und die Gastwirte, die genau dieses hervorragend präsentieren. Ein „Muss“ für den Texel-Fan im September.
Er nennt es „die salzige Revolution“: Marc van Rijsselberg, Landwirt auf Texel, macht versalzene Böden wieder für den Ackerbau nutzbar. Weltweit sind mehr als 1,5 Millionen Hektar Ackerland durch Versalzung bedroht oder zu salzig, um Nahrungsmittel anzubauen. Marc van Rijsselberg entdeckt und züchtet auf Texel genau für diese versalzenen Böden Kartoffeln, die tolle Erträge abwerfen. Marcs Kartoffeln und viele Gemüse von Salzböden gibt es unter der Marke „MarcFoods“ bei Ekoplaza und bei Plus auf Texel oder bei der hollandweiten Handelskette „Makro“ zu kaufen. Von der kleinen Insel Texel kommt damit nicht nur eine Idee, sondern die Lösung für einen Teil des Hungers auf der Welt – 100 % ökologisch und von Böden, die sonst nur (Salz-)Wüste wären.
Foto: M. Lenk
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Texelse brauerei findet mann nicht in de Cocksdorp aber zwischen Den Burg und Oudeschild.